Zweitverwertung schwach strahlender radioaktiver Abfälle

Neuer Regierungsvorschlag aus Schweden zur Zweitverwertung schwach strahlender radioaktiver Abfälle

Schweden ist bekannt dafür auf pragmatische und unbürokratische Art ungewöhnliche Wege unter Einsatz modernster Technologien einzuschlagen, um auf umweltweltfreundliche Weise die Heizkosten nicht nur während der langen und kalten Winter Schwedens zu senken.

– Warnung! Dieser Artikel war ein Aprilscherz!

Wohl als Wahlgeschenk anlässlich der  bevorstehenden schwedischen Reichstagswahl im September ist der neueste Vorschlag der amtierenden bürgerlichen Koalitionsregierung gedacht schwach radioaktiven Abfall schwedischen Villenbesitzern zur Verfügung zu stellen, um die beim radioaktiven Zerfall anfallende Abwärme für Heizzwecke nutzen zu können. Damit möchte die Regierung zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: Einerseits wird dadurch das Problem der Endlagerung entschärft, andererseits werden damit fossile Brennstoffe geschont und somit der CO2-Ausstoß gemindert. Anfängliche Sicherheitsbedenken seitens der schwedischen Behörde für Strahlenschutz (strålsäkerhetsmyndigheten) konnten dank des Einsatzes modernster Sicherheitsvorkehrungen ausgeräumt werden.


Prototypen der ersten radioaktiven Energieeinheiten auf einem Testgelände in der mexikanischen Wüste (Bild-Quelle: Wikipedia).

Um die Umwelt vor den ionisierenden Strahlen zu schützen, welche von den tonnenförmigen Blechbehältern ausgehen, die einst für die Endlagerung unter Tage vorgesehen waren, werden diese relativ dünnhäutigen Blechtonnen in einem luft- und wasserdichten Quader aus Beton und Blei angeliefert, welcher zusätzlich mit einer Schicht kohlefaserverstärkten Kunststoffes umschlossen ist. Innerhalb dieses etwa 3 Kubikmeter großen Containments befindet sich neben dem radioaktiven Material noch ein Wärmetauscher, der mit der Heizungsanlage zu verbinden ist. 6 bis 9 kW Wärmeenergie können solche Einheiten während eines Zeitraums von 30 Jahren kontinuierlich erzeugen. Damit ein Diebstahl radioaktiven Materials ausgeschlossen werden kann, muss dieser Behälter im Garten vergraben werden, womit diese Methode der Energiegewinnung leider nur für Villenbesitzer mit ausreichend großen Gartengrundstücken in Betracht kommt.


In Schweden herrschen nicht selten arktische Temperaturen von unter -30 °C. Die neue Heiztechnik würde die Umwelt und den Geldbeutel der schwedischen Haushalte spürbar entlasten.

Jede Einheit besitzt zudem eine Überwachungselektronik, die über ein wahlweise angeschlossenes Strom- oder Telefonkabel mit Hilfe der Fernabfrage Daten versendet, um im Minutentakt zu überprüfen, ob diese Energieeinheit sich noch an dem registrierten Standort befindet. Die Standorte werden laufend mit Hilfe von GPS und den Laufzeitunterschieden innerhalb des angeschlossenen Kabels überwacht. Nur auf Grund dieser ausgeklügelten Diebstahlsicherung, welche mit teils geheim gehaltenen Tricks arbeitet, begrüßte die miljöparti, die schwedische Umweltpartei, nach anfänglichem Zögern diese neue Technologie der Energieverwertung. Die Technik wurde an der Universität von Limköping in Zusammenarbeit mit der Galet AB entwickelt. Weltweit existieren mit steigender Tendenz über 300.000 Tonnen des radioaktiven Abfalls, welcher für diese Technik der Wiederverwertung geeignet wäre. Die Entwickler versprechen sich deshalb große Zukunftschancen. Die schwedische Regierung erwartet zudem eine zusätzliche Einnahmequelle, denn die Entsorgung radioaktiven Abfalls wird von den meisten Betreibern kerntechnischer Anlagen sehr gut bezahlt. Diese neue Technologie wird inzwischen als so sicher erachtet, dass sich die meisten schwedischen Versicherungskonzerne dazu bereit erklärt haben eine Haftpflichtversicherung zu übernehmen, falls diese Quader nicht in Grundwasserschutzgebieten installiert sind.


Dieser Chip mit seiner geheimnisumwitterten Firmware sorgt für die permanente Diebstahlüberwachung des radioaktiven Materials. Das System funktioniert unabhängig von dem als zu anfällig erachteten Internet.

Kaufen können diese „Brühwürfel“ (buljong tärningar), wie sie bereits in Fachkreisen intern scherzhaft genannt werden, interessierte Kunden noch nicht. Es ist vorerst nur eine Miete vorgesehen. Der Mietpreis für die ersten 2500 Einheiten ist noch nicht festgelegt. Besonders große Nachfrage besteht bereits jetzt schon bei Villenbesitzern, welche im Besitz eines Schwimmbeckens sind, um das ganze Jahr über in den Genuss warmen Badewassers zu gelangen. Viele potenzielle Nutzer versprechen sich davon einen wahren Jungbrunnen, denn das Wasser soll durch diese „Brühwürfel“ knapp unterhalb der zulässigen Grenzwerte mit Radon angereichert werden können, falls dies erwünscht ist, womit diese neue Technik an die Tradition der alten Heilbäder anknüpft.

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Anmerkungen zum Aprilscherz: Schwach strahlende radioaktive Abfälle liefern leider keine Abwärme. Allerdings würde eine Kokille hoch radioaktiver aufbereiteter Abfall eine Wärmeleistung von 20 kW liefern. Diese Kokillen sind 120 cm hoch und besitzen einen Durchmesser von 42 cm. Selbstverständlich wäre das Strahlenrisiko und die unkrontrollierte Lagerung radioaktiven Materials viel zu gefährlich.

Noch in den 1960er Jahren hatte man einen für heutige Vorstellungen sehr lockeren Umgang mit radioaktiven Stoffen. Der nachfolgende PR-Film "Plowshare" der United States Atomic Energie Commission (AEC) aus den frühen 60er Jahren schlägt im Rahmen der Operation Plowshare ( http://de.wikipedia.org/wiki/Operation_Plowshare ) den Einsatz von Atombomben für friedliche Zwecke vor, um zum Beispiel die Landschaft umzugestalten, ganz Berge wegzusprengen oder Seen zu schaffen. Auch große unterirdische Hallen und Häfen sollten mit Atombombenexplosionen geschaffen werden.


Der amerikanische PR-Film "Plowshare" schlägt den Einsatz von Atombomben für friedliche Zwecke vor (siehe auch https://archive.org/details/0418_Plowshare_09_00_47_00).

Spätestens mit der Angst vor einem Atomkrieg stieg auch das Gefahrenbewusstsein im Umgang mit radioaktiven Stoffen, wozu Aufklärungsfilme wie dieser beitrugen:


Der Aufklärungsfilm "About Fallout" von 1963 informiert über die Gefahren radioaktiver Verseuchung nach einem Atomschlag.

Die Angst vor der Radioaktivität herrschte nicht immer vor. Um 1900 und noch Jahrzehnte danach versprachen sich die Menschen von radioaktiven Materialien Gesundheit und Lebenskraft. Man glaubte die Energie dieser Substanzen würde sich positiv auf den Körper und Geist auswirken. Werbewirksam wurden allerlei Produkte mit den Worten "Radium" und "radioaktiv" verkauft. Die Seite http://www.orau.org/ptp/collection/brandnames/brandnames.htm zeigt einige dieser merkwürdigen Artefakte, von denen die Radium-Butter und das Radium-Bier nicht fehlen durfte.

Aufklärung ist also dringend notwendig. Doch in vielen Regionen der Welt herrscht oder herrschte das Unwissen vor. Besonders tragisch ist der Goiânia-Unfall, welcher sich 1987 ereignete, als in der brasilianischen Stadt Goiânia radioaktives Material – es waren ca. 93 g hochradioaktives Caesiumchlorid, bestehend aus dem Caesiumisotop 137Cs – gestohlen und von den Dieben unter Freunden und Bekannten verteilt wurde ( http://de.wikipedia.org/wiki/Goi%C3%A2nia-Unfall ). Nachfolgend ein Video dazu:


Video über den besonders tragischen Goiânia-Unfall von 1987 in Brasilien.

Die radioaktiv verseuchten Opfer mussten in schweren Betonsärgen beerdigt werden. Die radioaktiven Mengen in den sterblichen Überresten waren aber vergleichsweise gering zu dem Inhalt einer Kokille mit 20 kW Wärmeleistung. Deshalb wird mein Vorschlag für immer ein Aprilscherz bleiben.